Neuer Geschäftsführer der FCH Finance City Hamburg GmbH
Finanzplatz Hamburg: Herr Dr. Witte, Sie haben vor einigen Wochen die interimistische Geschäftsführung der FCH Finance City Hamburg GmbH übernommen? Wie würden Sie die ersten Wochen in Ihrer neuen Funktion beschreiben?
Dr. Karl-H. Witte: Der Aufsichtsrat der FCH Finance-City-Hamburg hat mich zum 15.09.2024 in enger Abstimmung mit dem Finanzplatz Hamburg e.V und den anderen Gesellschaftern zum neuen Geschäftsführer bestellt. Viel Zeit zum Überlegen hatte ich nicht, aber die Entscheidung für dieses Engagement fiel auch gar nicht schwer. Schließlich war ich über 15 Jahre für die Freie und Hansestadt Hamburg tätig. Bei den damaligen Tätigkeiten als Vorstand des hsh finanzfonds AöR und später der hsh portfoliomanagement AöR waren es jeweils Unternehmensneugründungen auf der grünen Wiese, die auch den Charakter einer Rettungsaktion hatten. Das war hier jetzt – ich sage auch Gott sei Dank – nicht der Fall. In jedem Fall hat mich die Bitte, ob ich hier in dieser für die Stadt, für die Handelskammer und für den Finanzplatz wichtigen Funktion zu unterstützen kann, wirklich sehr gefreut.
Aufgrund der längeren und unbestimmten Abwesenheit der bisherigen Geschäftsführerin – Frau Britta Stövesand-Ruge – hatten wir leider Möglichkeit der Übergabe. Deshalb waren die ersten Tage schon ein Sprung ins kalte Wasser und erst mal durch viel Kennenlernen von Personen und Tagesgeschäft geprägt. Dabei haben mir sicherlich die Gespräche mit den MitarbeiterInnen, insbesondere aber auch mit den Vertretern der Stadt, der Handelskammer und des Finanzplatzes sehr geholfen.
Der Herbst ist sicherlich die Hauptzeit für Veranstaltungen. Im Oktober konnten wir Dank der guten Vorbereitung aller Beteiligter unsere beiden Flag-ship-Veranstaltungen sehr erfolgreich durchführen. Sowohl der FinTech-Day unter dem Motto „Butter by the FinTechs“ als auch der Sustainable Finance Summit in der Handwerkskammer können wir aufgrund der vielfältigen und sehr positiven Rückmeldungen als vollen Erfolg werten. Damit bin ich wirklich sehr zufrieden.
Darüber hinaus ist der Herbst aber auch immer Gremienzeit. Und das bedarf in dieser noch immer sehr jungen Gesellschaft natürlich noch einer intensiven Vorbereitung, weil noch nicht alle Prozesse etabliert und eingespielt sind.
Insgesamt bin ich mit den ersten zwei Monaten in der FCH Finance City Hamburg sehr zufrieden und freue mich auf die weiteren Herausforderungen, um den Finanzstandort Hamburg hier weiter innovativ und zukunftsfähig aufzustellen.
FPH: Wo sehen Sie besondere Potenziale für den Finanzstandort Hamburg?
Witte: Der Finanzstandort Hamburg ist nach wie vor einer der wichtigen und bedeutenden Finanzstandorte in Deutschland. Es hat mit der Börse, den vielen Privatbanken und der Vielzahl weiterer Banken und Finanzdienstkleister eine sehr lange Historie aufzuweisen. Darüber hinaus haben an diesem Standort eine Vielzahl großer Versicherungen ihren Hauptsitz.
Man darf aber auch nicht verschweigen, dass in der Finanzbranche in den letzten zwei Jahrzehnenten eine große Zahl an Arbeitsplätzen in dieser Branche reduziert wurden. Die Gründe sind vielfältig und mit dem Digitalen Wandel, der Finanzmarktkrise sowie mit Konzentrations- und Fusionsveränderungen zu begründen. Dieser Weg lässt sich auch nicht rückgängig machen, aber daneben gibt es auch viele Entwicklungen, die insbesondere für diesen Finanzstandort Hoffnung und Optimismus begründen:
- Die Zahl an Gründungen – insbesondere im Bereich der FinTechs – haben sich spürbar ausgeweitet. Die Geschäftsmodelle und Zielgruppen der jungen Unternehmen weisen eine sehr hohe Bandbreite auf und zeigen auf beeindruckende Weise die Innovationskraft der Hamburger (Finanz-)Wirtschaft.
- Hamburg ist und bleibt eine bedeutende Metropolregion, die für Weltoffenheit und Innovation steht. Auch etablierte Unternehmen der Finanzbranche wollen und müssen – zumindest mit Niederlassungen und Büros – hier in der Stadt präsent sein.
- Mit fast 30 öffentlichen und privaten Hochschulen und Berufsakademien macht Hamburg seinem Ruf als Weltstadt in der Hochschulstandort alle Ehre. Wir brauchen die hohe Excellenz in der Forschung aber auch die hohe Zahl der Studierenden, denn das sind die gesuchten Fachkräfte von Morgen.
Insgesamt gilt es, diese vielfältigen und sehr unterschiedlichen Stränge zusammenzubringen. Die besonderen Potentiale des Finanzstandortes Hamburg liegen sicher darin, dass er die etablierte Finanzbranche sowohl mit einer neuen und innovativen Tech-Szene als auch mit einer großen und vernetzten Wissenschaftsszene zusammenbringen und so weiter etablieren kann. So sind es gerade die neuen Verbindungen von Finanzwirtschaft und Technik, die zu neuen innovativen Unternehmensgründungen führen. Oder es sind die neuen Ansätze aus der Forschung, die mit etablierten Unternehmen zusammengebracht werden und dabei ihre Praxistauglichkeit nachweisen. Gerade auf dem Gebiet von Sustainable Finance lassen sich hier wirklich erste erfolgreiche Partnerschaften erkennen.
FPH: Welche Schwerpunktsetzung streben Sie mit der FCH Finance City Hamburg GmbH in den kommenden Monaten an?
Witte: Die strategische Ausrichtung der FCH Finance City Hamburg wird durch den Masterplans für die Hamburger Finanzwirtschaft 2021- 2025 bestimmt. Hier werden vier zentrale Handlungsfelder definiert. Zu jedem dieser Handlungsfelder gibt es eine Reihe von Projekten, die von unseren KollegInnen bearbeitet werden. Für mich geht es darum, die einzelnen Projekte im Sinne eines Multi-Projekt-Managements möglichst effizient zu unterstützen, so dass unsere vielfältigen Vorhaben möglichste reichhaltige Früchte tragen.
Dieses lässt sich anhand folgender konkreterer Projektbeispiele sehr anschaulich beschreiben.
- Die Verankerung von finanzwirtschaftlichen Inhalten im Fachunterricht der allgemeinbildenden Schulen ist ein solches sehr konkretes Beispiel, mit dem wir zum Anfang des Jahres live gehen werden. Unter der Überschrift „Hamburger Schulbank“ können konkrete Themen der Finanzwirtschaft in der Schule behandelt und unterstützt werden.
- Ein weiteres sehr konkretes Projekt wird die konkreten regulatorischen Anforderungen für Unternehmen zusammenstellen, die auf eine nachhaltige Produktion in ihrem Betrieb umstellen. Unter der Überschrift „klimaready“ arbeiten mehrere Fachexperten aus verschiedenen Bereichen interdisziplinär zusammen.
Insgesamt ist die Projektliste des kommenden Jahres umfangreich gefüllt. Es gibt aber auch viel zu tun, um diese verschiedenen Stränge zusammenzubringen. Ich freu mich drauf!
FPH: Vielen Dank für Ihre Einschätzungen!