Masterplan für die Finanzwirtschaft 2021-2025

Der Finanzplatz Hamburg e.V., der Hamburger Senat und die Handelskammer Hamburg haben am 1. Oktober 2021 einen Masterplan für die Hamburger Finanzwirtschaft unterzeichnet. Um die großen Herausforderungen für die Stadt der Zukunft – unter anderem Klimaneutralität, Digitalisierung, Mobilitätswende, Stadtentwicklung – angehen zu können, ist eine leistungs- und zukunftsfähige Finanzwirtschaft unabdingbar. Im Sinne dieser politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zielsetzungen wollen wir zusammen mit der Stadt und der Handelskammer die Zukunft der Finanzwirtschaft in Hamburg innovativ und nachhaltig gestalten und somit einen der historisch bedeutendsten Finanzstandorte Deutschlands im anspruchsvollen Wettbewerb vergleichbarer Finanzstandorte zukunftsfähig positionieren.

 

Die wichtigsten Zukunftsthemen des Finanzstandortes Hamburg wurden in vier Arbeitsgruppen von Vertretern verschiedener Unternehmen der Finanz- und Versicherungswirtschaft, der Handelskammer, der Gewerkschaft ver.di sowie der Finanzbehörde diskutiert und bearbeitet. Gemeinsam wurden Handlungsfelder und Zielsetzungen identifiziert, die für die Finanzbranche in Hamburg in den kommenden Jahren von besonderer Bedeutung sind.

 

Zentrale Themen des Masterplans:

Fachkräftesicherung und Entwicklung des Wissensstandortes Hamburg
Zielsetzungen: Sicherung des Fachkräftepotentials am Standort, Fortentwicklung des akademischen Angebotes für die Finanzbranche, Schaffung einer zukunftsfähigen Wissensinfrastruktur

 

Maßnahme 1: Verankerung finanzwirtschaftlicher Inhalte im Fachunterricht der allgemeinbildenden Schulen
Im Zeitraum 2021 bis 2024 werden alle Hamburger Bildungspläne überarbeitet, in dem Kern-Curricula in diese eingearbeitet werden. In diesem Prozess wird die finanzwirtschaftliche Perspektive seitens der BSB und ihrer Kommissionen Berücksichtigung finden. Das zuständige Fachreferat in der Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB) wird zusammen mit dem Zentrum für Schule und Wirtschaft am Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung die Partnerinnen und Partner dieses Masterplans und weitere Interessierte (Hauptverwaltung der Bundesbank in Hamburg, Stiftungen, Sozialpartner u.ä.) zu einem Austausch einladen, um Unterstützungen für den finanzwirtschaftlichen Unterricht mit Blick auf Geld- und Wirtschaftspolitik zu entwickeln.

 

Maßnahme 2: Berufsorientierung
Die Berufsorientierung einschließlich der Studienorientierung (BO) ist ein Aufgabengebiet, das von der Grundschule bis zum Abitur durchgehend fächerübergreifend unterrichtet wird. Der Lernbereich Arbeit und Beruf mit seinen berufsorientierenden Inhalten ist Pflichtfach in der Sekundarstufe I der Sekundarstufe I der Stadteilschule. Sowohl das Aufgabengebiet Berufsorientierung als auch der Lernbereich Arbeit und Beruf sind in den vergangenen Jahren systematisch gestärkt worden. Im Zuge der Bildungsplanüberarbeitung bis 2024 ist eine weitere Schärfung der Verbindlichkeit und Inhalte angedacht. In diesem Zusammenhang kann seitens der BSB und des Hamburger Instituts für Berufliche Bildung geprüft werden, wie die Finanzwirtschaft stärker in der BO thematisiert werden kann. Auch hierzu bietet sich ein Austausch mit den Partnerinnen und Partner dieses Masterplans und weiteren Interessierten an.

 

Maßnahme 3: Frauennetzwerk Finanzbranche Hamburg
Damit sich die Finanzbranche auch in Hamburg mittel- bis langfristig positiv entwickeln und mit ihren innerdeutschen Mitbewerbern Schritt halten kann, sollte ein Frauennetzwerk der Finanzwirtschaft etabliert werden, das sich um eine deutliche Förderung von jungen Frauen in dieser Branche bemüht. Es muss mittelfristig angestrebt werden, dass Frauen stärker auf der Führungsebene präsent sind. Dies ist ein wesentliches Ziel in der Clusterarbeit. Zentrale Herausforderung des Netzwerkes ist es, u.a. jungen Frauen die Attraktivität einer Karriere in der Finanzbranche zu verdeutlichen. Dies kann durch Vorträge, Netzwerkveranstaltungen oder ein Mentoringprogramm vor Ort erfolgen. Dabei kann u.a. auf noch bestehende Aktivitäten der Bundesbank Hauptverwaltung aus den 2010er Jahren aufgebaut werden.

 

Maßnahme 4: Studie: Qualifizierungskompetenzen Finanzwirtschaft am Standort Hamburg
Ausgehend von einer Analyse des künftigen Fachkräftebedarfes der Hamburger Finanzbranche sollen die bestehenden Qualifizierungsangebote an Hamburger Hochschulen damit abgeglichen und etwaiges Optimierungspotenzial identifiziert werden. Der Bereich Fintech sollte dabei besonders berücksichtigt und eine Optimierung der "Talent Journey" einbezogen und angestrebt werden. Aus Sicht der Partner aus der Branche kann das Hochschulangebot in Hamburg in Bezug auf die Finanzwirtschaft noch verbessert und hinsichtlich spezifischer Exzellenz insbesondere in den Bereichen der "Future Skills" (z.B. Data Science, KI) ausgebaut werden. Ggf. gemeinsam mit Drittmittelgebern zu initiierende Lehrstühle für "Finanzdienstleistungen und Finanztechnologie" und "Data Science/Programming" (Arbeitstitel) sowie eine intensivere Verknüpfung mit der Wirtschaft wären diesbezüglich sinnvolle Ergänzungen des Hochschulangebotes. Die Einrichtung von Reallaboren ("Finance Labs") an den Hochschulen ebenso wie die Neuausrichtung und Stärkung von Alumni-Netzwerken sind dabei aus Sicht der Finanzbranche ebenso zu erwägen wie verbesserte Möglichkeiten für Ausgründungen. Eine Studie zur Ist-Analyse und zu Weiterentwicklungspotentialen wird als Maßnahme dieses Masterplans in Auftrag gegeben werden.

 

Maßnahme 5: Identifizierung eines geeigneten Forschungsansatzes für Hamburg
Die oben genannte Studie wird auch dazu genutzt, mögliche Forschungsansätze zu identifizieren und damit einen ersten Ansatzpunkt für eine thematische Fokussierung zu liefern, mit der Hamburg perspektivisch noch stärker zum Anziehungspunkt für exzellente Studierende und Forschende werden kann. Eine Verknüpfung dieser Überlegungen mit den Innovationsstrategien von BWI und BWFGB (vgl. Drs. 22/4352) kann sich dabei als sinnvoll erweisen – auch um Neuansiedlungen und Erweiterungen am Finanzstandort Hamburg zu befördern.

 

Digitalisierung, Infrastruktur und moderne Arbeitswelt
Zielsetzung: Schaffung geeigneter Infrastrukturen für die moderne Finanzwirtschaft und Unterstützung neuer Arbeitsmodelle

 

Maßnahme 6: Cluster Hubs
Eine Lösung könnte zum einen – ggf. mit anderen oder verwandten Branchen anzustoßende – dezentrale "Cluster Hubs" (Arbeitstitel) darstellen. Mehrere Varianten sind im Rahmen von Pilotprojekten denkbar. Bezüglich der Realisierungsmöglichkeiten der zu prüfenden Varianten wird in einem ersten Schritt eine Machbarkeitsstudie vorgeschlagen; hierauf aufbauend soll ein wirtschaftlich tragfähiges Umsetzungskonzept erarbeitet werden. Die erforderliche Studie kann von der Finanzbehörde als Teil dieses Masterplan-Prozesses in Auftrag gegeben werden. Hierbei sollten die Immobilienkompetenzen des zur Finanzbehörde gehörenden Landesbetriebs LIG11 sowie der Sprinkenhof GmbH mit einbezogen werden.

 

Kooperative Umsetzung und Entwicklung gemeinsamer Projekte zwischen Finanzwirtschaft und der Stadt Hamburg
Zielsetzungen: Kooperative Umsetzung dieses Masterplans, Entwicklung gemeinsamer Projekte

 

Maßnahme 7: Erst-Ansprechpartner Kompetenzcenter Finanzwirtschaft in der Finanzbehörde
Die Unternehmen der Finanzbranche wenden sich bei branchenbezogenen Fragen direkt an die zuständigen Ansprechpartnerinnen und -Partner der Branchenbetreuung des Kompetenzcenters Finanzwirtschaft, das unter Wahrung der jeweiligen Zuständigkeiten die weiteren Abstimmungen koordiniert oder entsprechend weiter verweist. In diesem Rahmen können auch Hinweise entgegengenommen werden, wenn es um branchenbezogene Rechtssetzung auf Bundes- und europäischer Ebene geht, die auch den Gegebenheiten vor Ort angemessen Rechnung tragen sollte. Über den Finanzausschuss des Bundesrates und die Finanzministerkonferenz können, unter Berücksichtigung der notwendigen regulatorischen Anforderungen, entsprechende Hinweise sachgerecht artikuliert werden. Da die Regulierung der Finanzbranche vornehmlich auf EU-Ebene geschieht, wird auch das Hanse-Office in Brüssel insoweit einzubeziehen sein.

 

Maßnahme 8: Erarbeitung Strategisches Zielbild, Swot-Analyse, Benchmarking
Um spezifischere Lösungsmöglichkeiten zu erarbeiten, sollte in enger Zusammenarbeit der Partner des Masterplans für ein künftiges Finanzcluster eine tiefergehende Stärke-Schwächen-Betrachtung vorgenommen und hieraus ein detaillierteres strategisches Zielbild für das Cluster erarbeitet werden. Hilfreich kann dazu ein Benchmark mit anderen (insbesondere deutschen) Finanzstandorten sein. Die im Rahmen der jüngst aktualisierten Innovationsstrategie der Stadt Hamburg erarbeiteten Benchmark- und Swot-Analysen könnten dabei berücksichtigt werden.

 

Maßnahme 9: Gründung eines Finanzclusters
Das zentrale Ziel eines Clusters ist die Vernetzung der Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und Politik. Hierdurch werden Synergien zur Steigerung von Innovation und Wertschöpfung am Standort Hamburg geschaffen. Davon unberührt bleiben die Aufgaben der Interessenvertretung durch die Handelskammer Hamburg und den Finanzplatz Hamburg e.V.; die Selbständigkeit der Interessenvertretung wird durch die Maßnahme 9 nicht zur Disposition gestellt. Der Finanzplatz Hamburg e.V. und die Handelskammer Hamburg sollen als aktive Akteure in der Clusterwirtschaft eingebunden bleiben.

 

Maßnahme 10: Schwerpunktthema Nachhaltigkeit/Green Finance
Im Rahmen der Agenda 2030 setzt Hamburg die Nachhaltigkeitsziele der UN um; die Innovations- und Clusterpolitik Hamburgs ist dort einer der Punkte im Schwerpunktbereich "Nachhaltige Wirtschafts- und Finanzpolitik". Die Akteure am Finanzplatz Hamburg bieten mit ihrer vielfältigen Expertise, ihrer bereits bestehenden Finanzkraft und ihrem breiten Kundenstamm gute Voraussetzungen dafür, eine nachhaltige Entwicklung durch unterschiedlichste Mittel zu befördern. Sie sind damit ein unverzichtbarer Faktor, um weitere Potenziale zu heben und die Entwicklung des Standorts zu einem Zentrum für Green Finance voranzutreiben.

 

Maßnahme 11: Kooperation mit weiteren Hamburger Clustern
Nach Start des Finanzclusters wird der Austauschprozess mit den anderen Clustern passgenau angegangen. Regelmäßige Dialogformate mit den anderen Clustern sollen eine Basis dafür liefern, dass Zukunftsinvestitionen made in Hamburg auch Finanzierungen made in Hamburg finden können – das ist zentraler Auftrag des Masterplan-Prozesses und des Clusters.

 

Maßnahme 12: Entwicklung neuer Finanzierung für Innovationen in Hamburg/Wagniskapital
Die Start-up-Förderung ist als ein prioritäres Aktionsfeld der Hamburger Wirtschaftspolitik definiert. Für risikoreiche Forschungs- und Entwicklungsvorhaben ist die Verfügbarkeit von Wagniskapital eine entscheidende Voraussetzung. Gerade auch im Hinblick auf die Finanzierung von Unternehmen die, ebenso wie ihre Produkte bereits am Markt etabliert sind und die externes Kapital zum Zwecke des Wachstums benötigen (Later-Stage-Finanzierung) besteht Optimierungsbedarf. Um weiteres Kapital für Unternehmen von der Seed- bis zur Wachstumsphase am Finanzplatz Hamburg zu heben, könnte die Einrichtung eines regionalen Wagniskapitalfonds unter Einbindung wesentlicher Hamburger Akteure auf dem Kapitalmarkt geprüft werden.

 

Maßnahme 13: Ansiedlungspolitik
Neben deutlich verstärkten Anstrengungen zum Halten von Unternehmen am Standort sollen die Bemühungen des Senats im Bereich Ansiedlungspolitik intensiviert werden. Dies soll auch aktiv durch die Finanzunternehmen selbst erfolgen, in dem neue Abteilungen in Hamburg angesiedelt werden. Darüber hinaus wird eine verstärkte Einbeziehung der Finanzbranche in das Angebot von Hamburg Marketing und Hamburg Invest angestrebt, ebenso wie eine sachgerechte Berücksichtigung der Interessen der Finanzwirtschaft bei internationalen Aktivitäten der Stadt (z.B. Auslandsreisen). Die Akquise von nationalen und internationalen Branchenveranstaltungen (Hamburg als Treffpunkt der Branche) sollte künftig deutlich intensiviert werden.

 

Förderung der Fintech-Start-ups
Zielsetzungen: Hamburg – ein digitales Tor zu Europa, Optimierung der Start-up-Förderung für Fintechs, Insure-Techs und weitere Start-ups der Finanzwirtschaft

 

Maßnahme 14: Accelerator für Fintechs
Mit einem Fintech-Accelerator-Programm, das auch InsurTechs, RegTechs oder PropTechs optional mit einbezieht, sollen langfristig junge Talente und innovative Firmen an den Standort gebunden werden. Im Zuge der bisherigen Diskussionen haben sich zwei mögliche Schwerpunktthemen für einen Accelerator herauskristallisiert, die am Finanzstandort Hamburg, von besonderer Bedeutung sind: Wealth-Management und Smart/Digital Health (z.B. im Bereich von Abrechnungen, Versicherungen). Beide Schwerpunkte können den Aspekt der nachhaltigen Finanzwirtschaft in besonderer Weise berücksichtigen.

 

Maßnahme 15: Ausbau und Vernetzung bestehender Fintech-Aktivitäten
Bereits bestehende Aktivitäten, Maßnahmen und Initiativen in Bezug auf Fintechs am Standort Hamburg sollen neben dem Accelerator gestärkt und weiterentwickelt werden. Darunter fallen u.a. Aktivitäten zur Vernetzung der Fintechs innerhalb Hamburgs sowie auf nationaler und internationaler Ebene. Die Möglichkeit der temporären Entsendung junger Fintech-Unternehmer mittels „Fintech-Auslandsstipendien“ in anerkannte Top-Fintech-Zentren der Welt sollte in diesem Zusammenhang geprüft werden.

 

Download Masterplan:

Masterplan Finanzwirtschaft

 

Kontakt

Jan Korte
Telefon: +49 (0)40 / 36138 503
E-Mail: jan.korte@hk24.de

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