Die Preisträger 2020
Beste Master-, Bachelor- oder Seminararbeit:
Marwin Mönkemeyer "Social norms and ethical biases in institutional investor portfolios"
Die Arbeit widmet sich dem Themenfeld der sozialen Normen und irrationalen Verhaltensanomalien in institutionellen Investoren-Portfolios. In seiner Analyse legt Mönkemeyer einen besonderen Fokus auf „Soziales Vertrauen“ in die Mitmenschen als maßgebliche Determinante des grenzüberschreitenden Investitionsverhaltens und analysiert im speziellen Investitionsverzerrung zugunsten von Investitionen im Heimatland, im Englischen „home bias“. Der home bias, als Neigung von Investoren, Geldanlagen – entgegen der wohlbekannten Vorteile internationaler Portfoliodiversifikation – in ihrem Heimatland überproportional zu gewichten, zählt zu den sechs bislang ungelösten Phänomenen der Makroökonomie. Der empirische Untersuchungsgegenstand der Arbeit ist ein internationaler Paneldatensatz von knapp 10.000 institutionellen Anlegern aus 65 Ländern. Die Arbeit liefert unter Anwendung multivariater Regressionsanalysen empirische Belege, dass der Faktor des sozialen Vertrauens eines Investors die Portfolioallokation signifikant beeinflusst. Dem Untersuchungsdesign kommt zugute, dass die Ausprägung von Vertrauen eine hohe Varianz im internationalen Vergleich aufzeigt, so dass dadurch präzise Schätzungen der Effekte von Vertrauen auf den home bias und foreign bias ermöglicht werden. Ganz oben auf der Skala liegen die skandinavischen Länder, in denen eine durchgängig hohe Vertrauensausprägung vorliegt. Schlusslicht bilden Staaten wie Brasilien oder Malaysia.
Mönkemeyer gelingt es, empirisch fundiert nachzuweisen, dass Investoren mit hohem Vertrauen weniger stark vom Home Bias und foreign bias – also der Überrepräsentierung von Investitionen in einem bestimmten Zielland – betroffen sind.
Beste Dissertation:
Dr. Henrik Gildehaus "CoCo-Bonds als Beitrag zur Vermeidung systemischer Risiken im Bankensektor – Eine rechtsvergleichende Untersuchung unter Berücksichtigung der Regelungen zur Sanierung und Abwicklung von Banken"
Die Arbeit thematisiert systemische Risiken im Bankensektor – Eine rechtsvergleichende Untersuchung unter Berücksichtigung der Regelungen zur Sanierung und Abwicklung von Banken" thematisiert die verheerenden Wirkungen, welche die Finanzkrise auf die Stabilität von Wirtschafts- und Finanzsystem hatte. Er schreibt: "Unterliegen Reformbestrebungen im Banken- und Finanzsektor intrinsischen Grenzen, birgt der jetzige Regulierungsrahmen für Banken und Finanzmärkte inzwischen paradoxerweise selbst systemische Risiken in sich und wie können moderne Demokratien mit der Situation umgehen, dass globale und hochentwickelte Finanzmärkte keine geografischen Grenzen kennen? Begegnen sich Parlamente und Spezialisten aus der Finanzindustrie überhaupt noch auf Augenhöhe und falls nein, wie ließe sich ein solches Defizit abmildern?"
Zur Annäherung an diese Fragen wird eine neue Form verlustabsorbierenden Kapitals aufgebracht, welches nach Auffassung Gildehaus einen einen systemimmanenten und nachhaltigen Lösungsbeitrag für die zukünftige Vermeidung von Krisen – wie der Finanzkrise – und weiteren Belastungen von Steuerzahlern bietet. Konkret untersucht er die Einsatzmöglichkeiten einer Form hybriden Kapitals – sogenannter „Contingent Convertible“, kurz CoCo-Bonds – zur Vermeidung systemischer Risiken im Bankensektor. Unter bestimmten Voraussetzungen können CoCo-Bonds als regulatorisches Eigenkapital von Banken angerechnet werden und durch eine Umwandlung in Eigenkapital oder Herabschreibung ihres Nennwerts im Krisenfall eine Verlustteilnahme von Gläubigern und automatische, bestenfalls vorinsolvenzliche Rekapitalisierung von Banken sicherstellen.
Methodisch verfolgt Gildehaus einen interdisziplinären und rechtsvergleichenden Ansatz. Neben der Analyse von Erkenntnissen aus den Wirtschaftswissenschaften steht eine umfassende Analyse des Bank-, Kapitalmarkt- sowie Aktienrechts, innerhalb der Rechtswissenschaft. Im Ergebnis empfiehlt der Autor die Einführung einer gänzlich neuen Struktur von CoCo-Bonds und mahnt zu einer kritischen Analyse der Finanzmarktregulierung und zu einer stärkeren transatlantischen Zusammenarbeit.
Die Arbeit wurde unter Begleitung von Prof. Dr. Heribert Hirte an der Universität Hamburg verfasst. Er und der Zweitgutachter, Prof. Dr. Dr. h.c. Marian Paschke, bewerteten die Dissertation mit der Note "summa cum laude".