Der Autor:

Michael Busack (Bild), Geschäftsführer & Jan Tille,
Research, Absolut Research GmbH

Das Segment liquider alternativer Fonds ist seit 2008 stark gewachsen – von 34 Milliarden auf über 330 Milliarden Euro.

Gerade im Niedrigzinsumfeld fragen Investoren schwankungsarme Anlageoptionen nach. Vielversprechend scheint die Wertentwicklung bei den liquiden alternativen Fonds. Denn durch  gezieltes Management entwickelt sich diese zumeist unabhängig vom Index.

 

In einer Zeit, in der Investoren den Staat für das Schuldenmachen bezahlen und selbst der Schritt ins Kreditrisiko mit Unternehmensanleihen Anleger nicht vor negativen Renditen bis zur Fälligkeit bewahrt, sind alternative Anlageformen
populär. So können Investoren einen Teil des Vermögens in langfristige Sachwerte mit stabilen Erträgen investieren, wie Immobilien oder Energie- und Infrastrukturanlagen. Da in einem Portfolio jedoch stets die Balance zwischen
Rentabilität, Risiko und Liquidität gewahrt werden sollte, werden auch auf der liquiden Seite des Portfolios Alternativen benötigt.

Steigende Volumina bei Liquid Alternatives
Im Nachklang der Finanzkrise hat sich eine Produktkategorie in Europa etabliert, die Investitionen in risikobehaftete Anlagen, wie beispielsweise Aktien- oder Schwellenländeranleihen, mit Anlagestrategien kombiniert, die von steigenden („long“) und fallenden („short“) Kursen profitieren können. Da diese Produkte den hohen
aufsichtsrechtlichen Standards in Europa unterliegen und in der Regel täglich oder wöchentlich bei der Fondsgesellschaft zurückgegeben werden können, werden sie auch Liquid Alternatives genannt. In den vergangenen Jahren ist das Segment liquider alternativer Fonds stark gewachsen. Wurden in Europa Ende 2008 nur 34 Milliarden Euro verwaltet, ist das kumulierte Vermögen dieser Fonds bis Mitte 2016 auf mehr als 330 Milliarden Euro angestiegen (ca. + 35 % pro Jahr). Im gleichen Zeitraum hat sich auch die Anzahl unterschiedlicher Produkte von 380 auf über 1.000 erhöht.

Die Ausgestaltung als regulierter europäischer Publikumsfonds ermöglicht Engagements in kleineren Tranchen, sodass Liquid Alternatives von einem breiten Anlegerspektrum erworben werden können. Sie eignen sich als Portfoliobeimischung beispielsweise auch für kleine Stiftungen, die langfristig einen realen Kapitalerhalt anstreben.

In zurückliegenden schwierigen Monaten oder Marktphasen zeigten diese Fonds, dass sie für Investoren einen hohen Mehrwert bieten. In Verlustphasen an den Aktienmärkten verloren Long-Short-Aktienfonds durchschnittlich nur
ein Drittel dessen, was Anleger mit einer traditionellen Aktienanlage erlitten hätten. Als der Euro Stoxx 50 während der Sub-Prime-Krise mehr als 50 Prozent seines Wertes verlor, gaben Long-Short-Aktienfonds mit europäischem
Anlagefokus nur 13 Prozent ab. Auch während der jüngsten Marktturbulenzen, die Mitte des Jahres 2015 einsetzten und in deren Folge der EuroStoxx 50 bis Juni 2016 19 Prozent verlor, büßten die Long-Short-Fonds im Mittel nur 6
Prozent ein.

Hoher Einfluss der Fondsmanager
Allerdings muss Anlegern bewusst sein, dass in diesem Fondssegment die individuellen Managerfähigkeiten einen deutlich höheren Einfluss auf die Anlageergebnisse haben als bei herkömmlichen Investmentfonds, wo der  Fondsmanager versucht, einen Index zu übertreffen. Die Ergebnisse zwischen sehr guten Fonds und sehr schlechten liegen dementsprechend deutlich weiter auseinander.

Während ein herkömmlicher Fonds den Großteil der Marktbewegungen nachvollzieht – im Positiven wie im Negativen –, können Liquid Alternatives in Boom-Phasen strukturell nicht die gleichen hohen Renditen erzielen, da dann
Gewinne auf der Long-Seite durch Verluste auf der Short-Seite reduziert werden. Allerdings zeigt sich in Stressphasen die gewünschte und deutliche Verlustreduktion.

Für ein Erfolg versprechendes Investment in Liquid Alternatives müssen Investoren intensive Recherchen  durchführen. Quantitative Analysen, im Zuge derer die Fonds über verschiedene Zeitfenster hinweg und anhand von Kennzahlen beleuchtet werden, sind dabei ein erster Schritt. Allerdings muss auch das Zusammenspiel der
Fonds mit dem vorhandenen Portfolio berücksichtigt werden. Auch die qualitative Analyse ist ausgesprochen wichtig. Bei Bedarf unterstützen externe Experten den Investoren bei diesem komplexen Auswahlprozess.

Liquid Alternatives bieten ein breites Spektrum an Investmentstrategien, die Investoren einerseits helfen, ausreichende Erträge im Portfolio zu erzielen und andererseits in turbulenten Zeiten einen deutlichen Schutz vor hohen Verlusten bieten. Ein diversifiziertes Portfolio aus Liquid Alternatives kann daher eine sinnvolle Ergänzung
sein.

Auch am Finanzplatz Hamburg widmet man sich diesem Anlagesegment. Unter Leitung von Prof. Wolfgang Drobetz von der Universität Hamburg wurden am Hamburg Financial Research Center zwei aktuelle Arbeiten veröffentlicht, die
sich mit den Rendite- und Risikoeigenschaften von Liquid-Alternatives-Fonds befassen. Ferner hat der Indexanbieter Stoxx kürzlich im Rahmen einer Kooperation mit einem Hamburger Finanzunternehmen regelgebundene und marktneutrale Faktorindizes aufgelegt, die man diesem Anlagesegment ebenfalls zurechnen kann.

Der Text ist dem Jahrbuch 2016/17 des Finanzplatz Hamburg e.V. entnommen.

 

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