Die Autoren:

Prof. Dr. habil Stefan Prigge (Foto, links), HSBA Hamburg School of Business Administration und Institut für Mittelstand und Familienunternehmen, Hamburg

Sven Busse, Masterabsolvent, HSBA 2015

Felix Thiele (Foto, rechts), HSBA Hamburg School of Business Administration und Institut für Mittelstand und Familienunternehmen, Hamburg

 

Häufig werden Private-Equity-Investoren ins Boot geholt, um einen geplanten Ausstieg der Eigentümerfamilie zu begleiten.

Wenn Familienunternehmen nach Eigenkapitalfinanzierung suchen, steht Private Equity eher weiter hinten auf der Liste. Ist die Skepsis
begründet oder verläuft der Ein- und anschließende Ausstieg der Investoren problemlos? Erfahrungen aus Norddeutschland.

 

Wann ist das Zusammenspiel von Private Equity (PE) und Familienunternehmen sinnvoll? Befürchtet wird oftmals ein Kontrollverlust oder gar der unfreiwillige Verlust des Unternehmens, wenn der PE-Investor wieder aussteigt. Dennoch gibt es auch Situationen,in denen die Kooperation mit einem professionellen Investor sinnvoll erscheint. Zum Beispiel zur Umsetzung von Wachstumsstrategien oder Restrukturierungen.

Im Rahmen eines Forschungsprojekts sind abgeschlossene PE-Minderheitsbeteiligungen in norddeutschen Familienunternehmen untersucht worden. Ziel war es, die Zusammenarbeit beider Parteien genauer zu analysieren und insbesondere die Umstände und Auswirkungen des Investorenausstiegs zu beleuchten. Dabei wurden Familienunternehmen unterschiedlichen Alters, Größe und aus verschiedenen Branchen
berücksichtigt.

Kontrollierter Ausstieg der Eigentümer
Bei den Gründen für den Investoreneinstieg zeigt sich ein differenziertes Bild. Bisherige Forschung nennt vor allem Restrukturierungsfälle oder Wachstumsmöglichkeiten (z. B. durch Aktivitäten im Bereich Merger & Acquisitions) als Anlässe für die Zusammenarbeit mit einem PE-Investor. In den vorliegenden Fällen konnten diese Gründe jedoch nur begrenzt identifiziert werden. Häufig wurde der Investor ins Boot geholt, um einen geplanten Ausstieg der Eigentümerfamilie zu begleiten. In einigen Fällen wurde dies noch mit einer zweiten Zielsetzung verbunden: dem Ausnutzen von Wachstumspotenzialen. Darüber hinaus wurde das Ausbezahlen von einzelnen Familienmitgliedern als Grund genannt.

Während des PE-Engagements ist es in der Zusammenarbeit von Familienunternehmen und PE-Investoren selten zu Konflikten gekommen. Entgegen der Annahmen aus der Literatur zu Konflikten zwischen Mehrheits- und Minderheitsgesellschaftern, die beispielsweise durch unterschiedliche Zielsetzungen verursacht werden, zeigte sich eher ein gegenseitiges Verständnis zwischen PE-Investoren und Familienunternehmen. Konflikte traten lediglich dann auf, wenn sich beispielsweise äußere Umstände stark veränderten (z.B. die Kapitalmärkte einen Börsengang nicht ermöglichten) und dadurch eine Alternative zur anfänglich vereinbarten Exit-Strategie gefunden werden musste.

Eine genauere Betrachtung der geplanten Exit-Szenarien weist einen Schwerpunkt bei Börsengängen und dem Verkauf an einen strategischen Käufer auf. Allerdings ließen sich die ursprünglich geplanten Ausstiegsstrategien nach einigen Jahren Beteiligungsdauer nicht immer umsetzen, sodass der tatsächlich realisierte Ausstieg davon abwich. Wie zuvor erwähnt, kann dies mit den Bedingungen an den Kapitalmärkten zusammenhängen. Aber auch Änderungen in der Situation des Unternehmens (z. B. verschlechterte Profitabilität) oder auf privater Ebene der Familie können mögliche Gründe sein. Im Fall, dass ein alternatives Ausstiegsszenario verfolgt werden musste, fiel die Wahl häufig auf
einen Rückkauf der Anteile durch die Inhaberfamilie oder einen Weiterverkauf der Minderheitsanteile an einen weiteren Finanzinvestor.

Alternative Exit-Strategien
Wenn Eigentümerfamilien alternative Exit-Szenarien evaluieren müssen, dann überdenken sie häufig auch ihre ursprünglichen Absichten neu. Dies kann in zwei Varianten erfolgen: Einerseits kann die Eigentümerfamilie anfänglich einen gemeinsamen Ausstieg mit dem Investor geplant haben, beispielweise in Form eines Verkaufs an einen strategischen Käufer. Zum Zeitpunkt des Ausstiegs findet sich jedoch kein passender Interessent, der den Vorstellungen der Familie entspricht, sodass eine Bewertung alternativer Exit-Strategien notwendig ist. Hier gab es Fälle, in denen die Inhaberfamilie feststellte, dass sie sich aktuell doch noch nicht von ihrem Unternehmen trennen konnte oder dass sich der Ausblick für die Unternehmensentwicklung deutlich verbessert hatte und dadurch ein Verbleib als Eigentümer lukrativ erschien. Folglich wurde die ursprüngliche Ausstiegsintention aufgegeben und das Unternehmen von der Inhaberfamilie fortgeführt. Im umgekehrten Fall führte die Neubewertung in einigen Fällen dazu, dass der anfängliche Entschluss, im Unternehmen zu verbleiben, gestrichen wurde; stattdessen stieg die Inhaberfamilie gemeinsam mit dem PE-Investor aus. Ein möglicher Grund war etwa, dass sich potenzielle Nachfolger umorientiert hatten und nicht mehr zur Verfügung standen.

Insgesamt haben die Beispielfälle gezeigt, dass die Wahrscheinlichkeit für den gemeinsamen Ausstieg von Inhaberfamilie und PE-Investor deutlich höher ist als andere Szenarien. Die Zusammenarbeit zwischen PE-Investor und Familienunternehmen kann durchaus funktionieren und muss nicht zwingend Konflikte oder den Verlust des Unternehmens (aus Sicht der Inhaberfamilie) nach sich ziehen. Außerdem zeigen die Beispiele, dass der Einstieg eines Investors in der Praxis insbesondere zur Begleitung eines freiwilligen Ausstiegs der Eigentümerfamilie Anwendung findet.

Der Text ist dem Jahrbuch 2016/17 des Finanzplatz Hamburg e.V. entnommen.

 

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