7-Punkte-Plan zur Stärkung des Finanzstandortes

7-Punkte-Plan zur Stärkung des Finanzstandortes

Hamburg, 28.04.2020 – Der Finanzplatz Hamburg e. V. hat ein Eckpunktepapier für einen starken Finanzstandort erarbeitet. Das Papier beschreibt sieben Maßnahmen, die aus Sicht der Wirtschaft notwendig sind, um den Finanzstandort gemeinsam mit den handelnden Vertretern aus Politik und Verwaltung zu stärken. Der 7-Punkte-Plan wurde dem Präses der Finanzbehörde gestern übergeben.

Vorbemerkung:
Hamburg gehört zu den führenden deutschen und europäischen Finanzplätzen. Rund 50.000 Menschen sind hier in dieser Branche tätig, deren Leistungen tagtäglich eine unverzichtbare Basis im Wirtschafts- wie Privatleben bieten: Zahlungsverkehr und Investitionsfinanzierung, Finanzanlage und Absicherung von Risiken verschiedenster Art sind wesentliche Bausteine, die durch vielfältige spezialisierte Angebote ergänzt werden. Zur Verdeutlichung: Über 200 Milliarden Euro stellten Hamburger Banken im Jahr 2019 Unternehmen, privaten und öffentlichen Haushalten als Kredit zur Verfügung. Rund 17 Millionen Bürger sind bei einer gesetzlichen Krankenkasse in Hamburg versichert. Diese fundamentale Rolle der Finanzwirtschaft scheint beim Blick in die Wahlprogramme der Parteien zur Bürgerschaftswahl 2020 noch nicht ausreichend erkannt worden zu sein. Gerade die aktuelle Corona-Pandemie hat eindringlich die Bedeutung der Branche gezeigt, um den Wirtschaftskreislauf aufrecht zu erhalten, Liquidität zu sichern und öffentliche Hilfen an die Realwirtschaft weiterzugeben.

Der Finanzplatz Hamburg e. V. als private Clusterinitiative zielt darauf, den Standort durch verschiedene Aktivitäten und ein aktives Netzwerk zu stärken und dabei eng mit der Wissenschaft, Politik und Verwaltung zu kooperieren. Der Schulterschluss zwischen der Stadt und den im Finanzplatz Hamburg zusammengeschlossenen Unternehmen der Kreditwirtschaft in der Corona-Krise zeigt, dass das gemeinsame Einstehen für den Standort Beschäftigung und Wertschöpfung vor Ort sichert. Mit dem digitalen Wandel, dem Negativzinsumfeld und den stetig steigenden Regulierungsanforderungen steht der Finanzstandort Hamburg auch jenseits der Bewältigung der Corona-Folgen vor großen Herausforderungen.

Mit den folgenden Anregungen möchten wir Impulse geben, um den Finanzstandort Hamburg gemeinsam mit den handelnden Vertretern aus Politik und Verwaltung zu stärken.

Unser 7-Punkte-Plan zur Stärkung des Finanzstandortes

1) Dialog intensivieren, Beauftragten benennen:
Ein enger Dialog ist nicht nur in Krisenzeiten sinnvoll. In den zurückliegenden Dekaden hat es insbesondere in der Versicherungsbranche einen schweren Aderlass an Unternehmen, Entscheidungskompetenz, Wertschöpfung und Beschäftigung gegeben. Abgewanderte Firmen sind erfahrungsgemäß langfristig verloren. Ihr Wegzug kann zudem weitere Rückgänge bei Partnerunternehmen auslösen. Wird eine kritische Masse unterschritten, leidet die Bedeutung des Standortes. Durch einen stetigen Dialog von Unternehmen, Politik und Verwaltung sollten Abwanderungsüberlegungen von Akteuren frühzeitig erkannt und ihnen begegnet werden. Die Senatsfrühstücke in der Finanzbehörde, das Engagement des Finanzsenators im Vorstand des Finanzplatz Hamburg e. V. sowie Gespräche mit Branchenvertretern sind Best-Practice-Beispiele für diesen Dialog, der verstetigt werden sollte. Darüber hinaus schlagen wir vor, einen Beauftragten für die Finanzbranche zu benennen, der als Ansprechpartner für ansässige sowie am Standort interessierte Akteure dient und eine Lotsenfunktion zu weiteren öffentlichen Ansprechpartnern hat. Im Sinne der Bündelung von Kräften und Kompetenzen bietet sich eine enge Zusammenarbeit beziehungsweise ein gemeinsames Angebot von Stadt und Finanzplatz Hamburg e. V. an.

2) Hamburger "Masterplan Finanzwirtschaft" entwickeln:
Das konstruktive, pragmatische Miteinander von Politik, Wirtschaft und Verwaltung hat sich in Hamburg bewährt. Mit Masterplänen für Industrie, Handwerk oder auch größere Projekte im Bereich der Stadtentwicklung hat die Stadt gute Erfahrungen für eine im Sinne der Zukunftssicherung erfolgreiche Politik gemacht. Ein solcher Masterplan sollte in enger Zusammenarbeit von Politik und Wirtschaft auch für die Finanzwirtschaft entwickelt und regelmäßig fortgeschrieben werden (siehe Punkt 1). Ein wesentlicher Bestandteil sollte dabei eine Strategie für die Gestaltung der digitalen Zukunft der Branche am Standort sein, die auch Hamburgs Bedeutung als Fintech-Standort steigert. Die nachfolgenden Vorschläge können weitere Punkte des Masterplans bilden.

3) Neue Unternehmen und Talente gewinnen, Startup-Finanzierung stärken:
Finanzdienstleistungen sind wissensintensive Angebote. Gerade für die erfolgreiche Gestaltung des digitalen Wandels sind kluge Köpfe und innovative Anbieter ein Gewinn für die Stadt. Hamburg ist weltoffen und bietet eine hohe Lebensqualität sowie eine breit aufgestellte Wirtschaftsstruktur. Im Bereich der Fintechs gibt es ein gut entwickeltes Startup-Segment in der Stadt. Diese Wettbewerbsvorteile sollten in der Standortdarstellung noch offensiver dargestellt werden, sei es zum Beispiel in Onlineangeboten der Stadt, durch Marketingmaterialien, bei Messen oder bei persönlichen Gesprächen und Delegationsreisen im In- und Ausland. Einhergehend damit sollten die öffentlichen Finanzierungsprogramme von Startups insbesondere im Bereich der Wachstumsphase überprüft und erweitert werden, um innovative Unternehmen als Treiber für den technologischen Wandel (auch) in der Finanzbranche zu binden. Hamburg darf in der Attraktivität für diese Unternehmen nicht den Anschluss zu konkurrierenden Standorten im In- und Ausland verlieren.

4) Exzellenz in der Forschung und Lehre herstellen, Ausgründungen fördern:
Die Universität Hamburg ist seit 2019 vom Bund geförderte Exzellenzuniversität. Finanzwirtschaftliche Forschung gehört allerdings nicht zu den Exzellenzclustern und erzielt am Standort auch (noch) keine überregionale und internationale Strahlkraft, um Talente für Hamburg anzuziehen und an die Stadt zu binden. Dies ist ein zentraler Faktor für die Zukunftsfähigkeit des Standortes. Der Senat sollte daher den Ausbau exzellenter Forschungs- und Bildungsangebote im finanzwirtschaftlichen Bereich forcieren. Handlungsbedarf besteht auch darin, innovative unternehmerische Ausgründungen von Hochschulen zu fördern. Hier liegt Hamburg im Vergleich zu anderen Bundesländern zurück. Dieses Potenzial sollte gehoben werden. Für die praktische Umsetzung von Innovationen sollten Veranstaltungs- und Netzwerkformate mit Bezug zu Finanztechnologie und aktivem Transfer in die Praxis gefördert werden.

5) Hamburg zum Treffpunkt der Branche machen:
Internationale und überregionale Branchenkonferenzen wie beispielsweise die Fintech Week oder FinanceFWD können Bedeutung und Bekanntheit für die ausrichtende Stadt bewirken, die weit über die direkte Wertschöpfung der Veranstaltung hinausragt. Die FHH sollte sich gemeinsam mit dem Finanzplatz Hamburg offensiver dafür einsetzen, ein attraktives Angebot am Standort zu ermöglichen und auch große Konferenzen der Branche (beispielsweise MoneyConf, Money 20/20, SIBOS) für den Standort zu gewinnen.

6) Finanzbranche und Innovatoren vernetzen:
Mit dem Desy, dem Startup-dock in Harburg, dem Digital Hub Logistics oder dem Zentrum für angewandte Luftfahrtforschung hat Hamburg wichtige Einrichtungen, in denen etablierte und innovative Unternehmen beziehungsweise Startups gemeinsam an Innovationen arbeiten. Für viele dieser Unternehmen sind finanzielle Fragen beispielsweise zu Krediten, Fördermitteln, VC-Investments oder unternehmerischen Absicherungen von zentraler Bedeutung. Hier sollte ein niederschwelliges Informationsangebots vor Ort eingerichtet werden, das von öffentlichen Einrichtungen wie der IFB sowie Banken, Versicherungen und Maklern gespeist wird.

7) Für eine mittelstandsfreundliche Regulierung einsetzen:
Im Gegensatz zu anderen Finanzzentren dominieren am Finanzplatz Hamburg mittelständische, oft inhabergeführte Unternehmen. Diese sind relativ stärker als große Unternehmen von der politischen Regulierung betroffen, zumal sich Regulierungsvorgaben eher an großen Unternehmen orientieren. Hamburg sollte sich beim Bund für eine Regulierung einsetzen, die Mittelständler nicht strukturell gegenüber großen Konzernen benachteiligen.

Hamburg, im April 2020

 

Download Eckpunktepapier des Finanzplatz Hamburg e. V.

 

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News

Ein Rückblick auf unsere 11. Kapitalmarktkonferenz

Ein Rückblick auf unsere 11. Kapitalmarktkonferenz

Wir blicken zurück auf eine erfolgreiche 11. Kapitalmarktkonferenz, die wir gemeinsam mit unseren Partnern am 06.10.2023 in den Räumlichkeiten der Handelskammer Hamburg umsetzen konnten.

Auf der Hamburger Kapitalmarktkonferenz bieten wir alljährlich eine Plattform für den Austausch von Informationen und Erkenntnissen. Leitthema des Jahres waren die zunehmenden Inflationsraten, die zu einer verschärften Geldpolitik der Zentralbank und einer Erhöhung des Leitzinses führten, mit dem Ziel Preisstabilität herzustellen. In Folge stiegen die Anleiherendite und Risikoprämien auf den Kapitalmärkten. Weshalb wir im Rahmen eines Keynote Beitrages und drei Kurzimpulsen mit anschließender Podiumsdiskussion unsere geladenen Experten mit folgenden Fragen auseinandersetzten: Was bedeuten die neuen Rahmenbedingungen für die Geschäftsmodelle von Banken, Versicherungen und anderen Finanzunternehmen? Welche Risiken können damit einhergehen? Und wie können sich Finanzmarktakteure dagegen wappnen?

In seinem Keynote beschäftigte sich Prof. Dr. Wieland (Stiftungsprofessor für Monetäre Ökonomie und Geschäftsführender Direktor des Institute for Monetary and Financial Stability (IMFS), Goethe-Universität Frankfurt) mit der herrschenden Stagflation in Deutschland. Mögliche Faktoren zur Überwindung seien laut Ihm auch in der Geld- und Finanzpolitik zu identifizieren. Zwar sei die Inflation im Euroraum rückläufig, doch insbesondere die Industrie bliebe wegen hoher Energiekosten und Fachkräftemangel hinter den Produktionserwartungen zurück. Für die Finanzpolitik sei es daher notwendig aus der Nachfrage getriebenen Krisenrettungspolitik auszusteigen und mit einer angebotsorientierten Finanzpolitik verbessert Anreize für Arbeit, Investitionen, Innovationen und Wachstum zu schaffen.

In den darauffolgenden drei Impulsen beschäftigten sich die Referenten mit den unterschiedlichen Perspektiven der aktuellen Lage am Finanzmarkt und berichteten zur Rolle der Banken, Versicherer und Zentralbank. Die Banken würden in wirtschaftlichen Veränderungen eine zentrale Rolle einnehmen, insbesondere indem sie das Wachstum finanzieren, Liquidität in unsicheren Zeiten sichern und ein effektives Risikomanagement betreiben würden. Hingegen seien die Lebensversicherer dabei einen Balanceakt zwischen kurzfristigen Anforderungen und langfristigen strategischen Zielen zu bewältigen, um dauerhaften Erfolg und Kundenvertrauen zu sichern. Zu guter Letzt würde die Zentralbank geldpolitische Maßnahmen treffen wie Zinserhöhungen, um die Inflation einzudämmen, wirtschaftliche Überhitzung zu verhindern und die finanzielle Stabilität zu fördern.

Die Veranstaltung wurde gemeinsam von dem Finanzplatz Hamburg e.V., dem Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut (HWWI), der Handelskammer Hamburg und der Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbank in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein ausgerichtet.

 

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Digitalisierung in der Finanzindustrie: Tokenisierung und elektronische Wertpapiere

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​Die Digitalisierung der Finanzindustrie schreitet konsequent voran. Gerade in den letzten Monaten wird immer häufiger von der „Tokenisierung“ gesprochen, die ersten „Kryptowertpapiere“ wurden bereits emittiert und der Gesetzgeber hat unlängst einen Entwurf für ein „Finanzmarktdigitalisierungsgesetz“ vorgelegt.

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Bundesweite Befragung liefert 28 Ideen zur Steigerung der Attraktivität der Finanzwirtschaft als Arbeitgeber

Bundesweite Befragung liefert 28 Ideen zur Steigerung der Attraktivität der Finanzwirtschaft als Arbeitgeber

Im gemeinsamen Verbund deutscher Finanzplätze haben wir online und bundesweit junge Menschen nach der Attraktivität der Finanzwirtschaft als Arbeitgeber befragt. Aus den Ergebnissen ließen sich 28 Forderungen herauskristallisieren. Zentrale Forderungen sind die frühzeitige Vermittlung von ökonomischem Wissen in Schulen, die transparente Kommunikation von Karrierewegen und -optionen sowie die Flexibilisierung der Arbeitsorganisation.

Die Ergebnisse der Befragung wurden auf der Internetseite unseres GERMANY FINANCE Verbandes im Sommer veröffentlicht. Insgesamt beteiligten sich 4.744 Teilnehmende im Alter von 15 bis 35 Jahren und reichten 605 Vorschläge ein, über die mehr als 48.000-mal abgestimmt wurde. Sozial- und Datenwissenschaftler:innen der CivicTech-Organisation Make.org haben die Vorschläge in Zusammenarbeit mit dem Düsseldorfer Institut für Internet und Demokratie der Universität Düsseldorf ausgewertet und in sechs Aktionsfeldern zu 28 Themen verdichtet.

Die wichtigsten Forderungen aus Sicht der Befragten umfassen:

  • Frühzeitige Vermittlung ökonomischen Wissens in Schulen, unterstützt durch Branchenvertreter, Workshops und ein "Haushaltsfach".
  • Transparente Kommunikation von Berufsfeldern, Arbeitsbedingungen und Verdienstmöglichkeiten.
  • Flexibilisierung der Arbeitszeitgestaltung, alternative Arbeitsmodelle, flexible Urlaubsplanung und die Förderung von Remote-Arbeit und Home-Office.

Die Studie leistete einen wertvollen Beitrag zur Identifikation von wichtigen Faktoren bei der Bewältigung des Nachwuchs- und Fachkräftemangels in der Finanzwirtschaft. Einen detaillierten Bericht zur Studie und ihren Ergebnissen finden Sie hier als PDF zum Download.

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Finanzplatz Hamburg e.V. - Sommerfest 2023

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Bei bestem Wetter und bester Aussicht wurde das diesjährige Finanz Platz Hamburg Sommerfest am 10. Juli auf der Merkur-Terrasse der Handelskammer Hamburg gefeiert.

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